Dienstag, 8. März 2011

Astrid Lulling im Europäischen Parlament in Strassburg: "Norwegen ist kein Musterbeispiel für Frauenquoten."

Astrid Lulling im Europäischen Parlament in Strassburg: "Norwegen ist kein Musterbeispiel für Frauenquoten."

Am 8. März, Internationaler Frauentag, wurde u.a ein Bericht des Ausschusses für Frauenrechte und Gleichstellung der Geschlechter im Plenum des Europäischen Parlaments in Strassburg diskutiert. Darin wird die Verordnung der Frauenquote in börsennotierten Unternehmen verlangt und Norwegen als Bespiel angeführt. Die Europaabgeordnete Astrid Lulling, hat dazu in Strassburg folgende Rede gehalten:

"Ich bin selbstverständlich für die Gleichbehandlung und die Chancengleichheit von Frauen und Männern. Dafür setze ich mich auf nationaler und europäischer Ebene seit über 50 Jahren ein, sogar mit Erfolg.

Leider enthält der Bericht über die Gleichstellung von Frauen und Männern in der EU 2010 wieder übertriebene, für die Frauen schließlich kontraproduktive Forderungen. Ich kann sie hier aus zeitlichen Gründen nicht alle erläutern.

Im Zusammenhang mit der umstrittenen Frage, ob die EU eine Frauenquote in börsennotierten Unternehmen verordnen soll, muss ich davor warnen, Norwegen als Musterbeispiel zu loben.

Weshalb? Seit der Einführung der Frauenquote 2003 bis 2009 hat sich dort die Zahl der an der Börse notierten Unternehmen von 554 auf 362 verringert. Jedes dritte Unternehmen hat die Frauenquote als Grund für den Rücktritt von der Börse genannt. In Norwegen besetzen inzwischen 70 Frauen etwa 300 Plätze in den Verwaltungsräten. Man nennt sie "Goldröcke". Das ist pervers aber interessant.

Persönlich könnte ich über eine solche Karriere als "Goldrock" nachdenken, denn ich habe bisher keinem Verwaltungsrat angehört. Die Kommission sollte gut überlegen und abwägen, eher sie Schnellschüsse in dieser Problematik abgibt.








Ich bedauere auch, dass in diesem Bericht, im gleichen Atemzug, für Frauen ein leichter Zugang zu Empfängnisverhütung und Abtreibung erlaubt wird. Abtreibung wird also als leichtes Mittel zur Geburtenkontrolle mit Empfängnisverhütung gleichgestellt, eine Zumutung an die Frauen. Damit kann ich nicht einverstanden sein, abgesehen davon, dass die EU hier keine Kompetenz hat, subsidarité oblige.

Übrigens steht im Bericht über den Abbau gesundheitlicher Ungleichheit in der EU, den wir heute auch abstimmen, eine ähnliche Forderung. Die Frauen sollen sich problemlos Empfängnisverhütung besorgen können - dem kann ich zustimmen - und sie sollen Recht auf sicheren Schwangerschaftsabbruch haben. Ich bin für ein Recht auf sicheren Schwangerschaftsabbruch in bestimmten Situationen, unter bestimmten Bedingungen, wie es in Gesetzen vieler Mitgliedsstaaten geregelt ist, aber nicht für sicheren Schwangerschaftsabbruch als Mittel der Geburtenregelung.

Ich bedauere, dass etliche Kolleginnen uns hier immer wieder dieses Amalgam zumuten."

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