"Auch Luxemburg wird Schrammen abbekommen"
Bei der Debatte "L'Europe au comptoir" diskutieren Europaabgeordnete in zwangloser Atmosphäre mit den Bürgern
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Foto: Gerrry Huberty Wie bringt man den Bürgern Europa näher? Die Europaparlamentarier Astrid Lulling und Robert Goebbels am Freitag im "Bistrot de la Presse".
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Foto: Gerry Huberty Fragen an die Abgeordneten. Europa kann nicht alle Probleme aus dem Stand lösen.
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(vb) – Mangelnde Bürgernähe kann man den Luxemburger Europapolitikern nicht vorwerfen. Zu einer Diskussionsrunde hatten sich Astrid Lulling (CSV) und Robert Goebbels (LSAP) zwischen die Tische eines Cafés begeben und diskutierten bei einer Tasse Kaffee mit den Zuhörern über die Herausforderungen für Europa.
In der von Jakub Adamowicz, Redakteur beim "Luxemburger Wort", moderierten Runde drehte sich die Debatte um die jüngst über Europa hereingebrochene Wirtschaftskrise. Robert Goebbels wollte nichts beschönigen und gab sich überzeugt, dass die Krise noch eine Zeit lang anhalten werde. "Wir stehen erst am Anfang und ich denke, dass auch Luxemburg Schrammen abbekommen wird." Das Land hänge stark von der Außenwirtschaft ab und im Ausland würden die Märkte zurzeit in die Knie gehen. "Davon können wir uns nicht abkoppeln."
Gegen nationale Alleingänge
Astrid Lulling hält es für falsch, in schwierigen Zeiten wieder auf Rezepte aus der Zeit des Protektionismus zurückzugreifen. Dies sei "schon lange überholt", sagte sie mit Blick auf die französische Kampagne zur Stützung der heimischen Automobilindustrie. "Mit nationalen Alleingängen können wir die Krise nicht überwinden."
Als ein Zuhörer sie auf mangelnde Perspektiven für junge Luxemburger auf dem Arbeitsmarkt ansprach, antwortete Lulling mit einem Aufruf an die Jugendlichen. Sie sollten sich nicht darauf verlassen, sofort nach der Schule einen sicheren Arbeitsplatz – womöglich beim Staat – zu bekommen. Besonders am Anfang ihrer Karriere müssten sie auch zu Kompromissen bereit sein. "Es gibt heute mehr Chancen für Jugendliche als zu meiner Zeit, kurz nach dem Krieg", ist sich die EU-Abgeordnete sicher.
Verlorenes Vertrauen zurückgewinnen
Laut dem jüngsten Eurobarometer steht es mit dem Vertrauen der Bürger in die europäischen Institutionen nicht zum besten. Das Abstimmungsergebnis beim Luxemburger Referendum über den EU-Vertrag reiht sich in die Stimmungslage im Ausland ein – nur 56 Prozent der Bevölkerung stimmten 2005 mit Ja.
Nach Ansicht von Robert Goebbels hängt dies auch mit einer falschen Entwicklung der EU-Politik in den letzten Jahren zusammen. Er konstatiert, dass sich nach der Osterweiterung wirtschaftsliberale Positionen in der EU-Kommission und im Europäischen Gerichtshof durchgesetzt haben, und resümiert: "Um das Vertrauen der Bürger zurückzugewinnen, müssen wir das soziale Europa stärken."
Wie der Ausweg aus der Krise aus der Krise aussieht, konnte die Diskussion nicht zutage fördern. Für Astrid Lulling jedenfalls lautet die Devise, die europäische Industrie auf dem Kontinent zu halten, denn die Arbeitsplätze seien überaus wertvoll. "Wir dürfen die Betriebe nicht mit juristischen Mitteln aus der Union hinausbefördern", meinte sie und verwies auf Richtlinien für die Chemieindustrie oder die Landwirtschaft. Wenn man dies zu weit treibe, würden die Arbeitsplätze eben in Länder außerhalb der Union verlagert. "Wer nur die Löcher im Käse sieht, schafft noch lange keine Arbeitsplätze", sagte sie
Samstag, 14. Februar 2009
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