Mittwoch, 4. März 2009

das Lohngefälle zwischen Mann und Frau bekämpfen

Die EU will mit einer Kampagne, die
sich an Sozialpartner, die Politik
und die Öffentlichkeit richtet, das
Lohngefälle zwischen Mann und
Frau bekämpfen. Geht es im jetzigen
Tempo weiter, wird der Lohnunterschied
zwischen Mann und
Frau erst in hundert Jahren fallen.
Frauen verdienen in der EU durchschnittlich
17,4 Prozent weniger als
Männer. Auf ein ganzes Arbeitsleben
gerechnet, kann sich dies bis
zu 170 000 Euro aufsummieren.
Diese Diskriminierung muss laut
EU-Beschäftigungskommissar Vladimir
Spidla bekämpft werden,
weil sie ungerecht ist, aber auch
weil sie wirtschaftlich schadet.
Bei der Lancierung einer Kampagne
zum Abbau des Lohngefälles
zwischen Frau und Mann betonte
Spidla, dass in der Wirtschaftskrise
die Gleichbehandlung von
Frauen und Männern wichtiger
denn je sei. „Wir können die Wirtschaftskrise
nur bewältigen, wenn
wir das Potenzial aller Bürgerinnen
und Bürger nutzen“, sagte
Spidla. Frauen dürften nicht als
Variable für die Abfederung der
Krise dienen, meinte der Kommissar.
Spidla verwies darauf, dass mittlerweile
60 Prozent der Universitätsdiplome
auf Frauen entfallen.
„Unternehmen müssen daraus die
Konsequenzen ziehen“, sagte der
Kommissar, wobei er noch ins Mikrofon
murmelte „wenn sie nicht
Idioten sind“.
Probleme mit Statistik
Obwohl die EU den Grundsatz
„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“
1975 in einer Richtlinie verankerte,
hat sich das Lohngefälle zwischen
den Geschlechtern in den letzten
Jahren kaum mehr verringert. Die
Berechnungen sind allerdings
schwierig. So hat Eurostat vor kurzem
die Methode geändert, was zu
einem statistischen Anstieg der
Lohnunterschiede führte. Auch
der Vergleich unter den einzelnen
EU-Ländern weckt Zweifel an der
Statistik. So soll Italien mit nur 4,4
Prozent die kleinsten Lohnunterschiede
haben. Allerdings ist in
Italien auch die Beschäftigungsquote
von Frauen sehr tief. Luxemburg
liegt mit einem Lohngefälle
von 10 Prozent deutlich unter dem
EU-Schnitt. Der hohe Anteil an
Dienstleistungen sowie der öffentlichen
Hand (inkl. EU) könnte der
Grund für die relativ geringe Lohndifferenz
sein. Allerdings liegt in
Luxemburg auch die Beschäftigungsquote
von Frauen mit 56,1
Prozent deutlich unter dem EUSchnitt
von 58,3 Prozent bzw. den
führenden skandinavischen Ländern.
Mit 37,2 Prozent überdurchschnittlich
hoch ist in Luxemburg
der Anteil von Frauen, die Teilzeit
arbeiten. Wenig verbreitet ist Teilzeit
dagegen bei den Luxemburger
Männern mit nur gerade 2,6 Prozent.
Bei den für die Arbeitsmöglichkeiten
von Eltern wichtigen
Kinderkrippen gehört Luxemburg
zu den fünf Staaten, welche sich
dem in Barcelona gesetzten Ziel
von 33 Prozent (Betreuungsmöglichkeit
für Kinder unter drei Jahren)
annähern.
Die luxemburgische Abgeordnete
Astrid Lulling, welche dem
Gleichstellungsausschuss des Europäischen
Parlaments angehört,
fordert die Frauen auf, mehr Mut
zu zeigen und ihre Rechte stärker
einzufordern und notfalls zu klagen.
Die gesetzlichen Möglichkeiten
seien ja da. Auch die Gewerkschaften
sollten sich stärker für
Gleichstellungsfragen einsetzen,
erklärte Lulling dem Luxemburger
Wort. Lohndiskriminierung kann
auch verheerende Auswirkungen
im Alter haben. So sind 21 Prozent
der Frauen ab 65 Jahren von Armut
bedroht. Bei den Männern beträgt
dieser Anteil nur 16 Prozent. In
Luxemburg ist dieses Risiko bisher
mit acht Prozent bei Frauen und
Männern noch gleich groß bzw. im
EU-Vergleich tief.
Stark unterrepräsentiert sind
Frauen nach wie vor in wirtschaftlichen
Entscheidungsprozessen
und in der europäischen Politik. So
werden die Zentralbanken aller 27
Mitgliedstaaten von Männern geleitet.
In den börsenkotierten
Großunternehmen (blue chip)
stellen die Männer 90 Prozent der
Verwaltungsräte und 97 Prozent
der Konzernchefs (CEOs). Dass es
auch anders gehen kann, beweist
Norwegen. Nachdem eine Quote
eingeführt wurde, stellen die
Frauen nun 43 Prozent der Führung
großer Unternehmen.

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