Samstag, 27. März 2010

Wir dürfen nicht dem Brandstifter auch noch das Dynamit in die Hand geben.

Porträt: Neuer EZB-Vize ist erfahrene «Taube»

Brüssel (dpa) - Im Kreditgeschäft ist der designierte Vizechef der Europäischen Zentralbank (EZB) ein bekanntes Gesicht: Seit Jahren bestimmt der Portugiese Vítor Constâncio im EZB-Rat die Richtlinien der Geldpolitik in Europa mit.
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Der 66 Jahre alte Sozialist wird von den Notenbankchefs anderer Länder als hervorragender Ökonom und Analyst geschätzt. Die Zustimmung des gesamten EU-Parlaments und der Staats- und Regierungschefs am Donnerstag beim EU-Gipfel gilt als sicher.

Doch in seiner Heimat steht er wegen vermeintlicher Fehler an der Spitze der Notenbank bei Medien und Opposition in der Kritik. Constâncio muss sich in Portugal unter anderem der Anschuldigung erwehren, er habe bei verschiedenen Bankenskandalen nicht richtig aufgepasst. «Wir dürfen nicht dem Brandstifter auch noch das Dynamit in die Hand geben», polemisierte auch die konservative Europa- Abgeordnete Astrid Lulling aus Luxemburg unlängst.

Mangelnde Erfahrung kann dem Diplom-Volkswirt allerdings nicht vorgeworfen werden: Constâncio stand zwischen 1985 und 1986 erstmals an der Spitze der «Banco Central de Portugal». Nach Tätigkeiten in der Politik und in der freien Wirtschaft kehrte er im Jahr 2000 zur Notenbank zurück, der er seit 2004 wieder vorsteht.

Constâncio wird wie der Ende Mai ausscheidende Amtsinhaber Lucas Papademos zu den geldpolitischen «Tauben» gezählt. Diese legen im Gegensatz zu den «Falken» weniger Wert auf die Inflationsbekämpfung. Deshalb könnte seine Berufung nach Ansicht von Experten die Chancen von Bundesbankpräsident Axel Weber - einem sogenannten Falken aus dem Norden Europas - auf den Posten des EZB-Präsidenten erhöhen. Die Amtszeit von Amtsinhaber Jean-Claude Trichet läuft noch bis Oktober 2011

http://www.zeit.de/newsticker/2010/3/25/iptc-bdt-20100324-303-24320122xml

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