Samstag, 7. März 2009

Debatte mit den Europaabgeordneten Lydie Polfer und Astrid Lulling: "Die Rechte der Frau - wo stehen wir in Luxemburg?"

Debatte mit den Europaabgeordneten Lydie Polfer und Astrid Lulling: "Die Rechte der Frau - wo stehen wir in Luxemburg?"

Im Rahmen des Konferenzzyklus "Les Midis de l'Europe" fand gestern im Europahaus am Krautmarkt eine von der Journalistin Diane Klein moderierte Debatte mit den Europaabgeordneten Lydie Polfer (DP) und Astrid Lulling (CSV) über Frauenrechte in Luxemburg statt. Generell gesehen sei in den letzten dreißig Jahren enorm viel passiert, betonte Lydie Polfer: angefangen mit dem von Eugène Schaus initiierten Gesetz, das verheiratete Frauen aus der Unmündigkeit herausholte über das von der DP/LSAP-Regierung 1975 gestimmte Gesetz über das allgemeine Prinzip der Gleichheit der Gehälter bei gleicher Arbeit. "Festgeschriebene Prinzipien und Realität sind aber leider nicht dasselbe", sagte sie im Hinblick darauf, dass Frauen noch immer 10-14% weniger verdienten als Männer.

"Das Parlament war eine extreme Männerwelt"

Astrid Lulling erinnerte sich an die Zeit, als sie 1965 als einzige Frau ins Parlament einzog: "Das Parlament war eine extreme Männerwelt." Da es keine Damentoilette gab, wurde für sie, um die Herrenpissoirs abzutrennen, ein Paravent aufgestellt, der als "Lulling-Paravent" in die Chambergeschichte einging. Erst als 1969 Colette Flesch als Abgeordnete dazukam, sei eine Wand eingezogen worden. Astrid Lulling - seit 29 Jahren EU-Abgeordnete und bekanntlich nochmals Kandidatin - war allerdings der Ansicht, dass die Verbesserung der Frauenrechte vor allem auf EU-Direktiven zurüchzuführen seien: "Europa bewegt etwas. Wenn Luxemburger Frauen meinen, sie müssten gegen Europa sein, schneiden sie sich ins eigene Fleisch".

Auf die Frage von Diane Klein, was Frauen falsch machten, wenn immer noch 90% der Chefpositionen von Männern besetzt seien, sagte Lydie Polfer, dass Veränderungen im Gang seien, aber halt ihre Zeit bräuchten. Man müsse die Statistiken differenziert betrachten, denn die Erwerbsquote bei den jüngeren Frauengenerationen sei wesentlich höher. Es sei allerdings auch eine Entwicklung bei den Männern gefragt, die sich auch und vor allem umstellen und mehr familiäre Verantwortung übernehmen müssten.

Von einer Quotenregelung zur Erhöhung des Frauenanteils in der Politik, der im Parlament seit 1994 bei 20% stagniert, halte sie nicht viel. Dann müsste man konsequenterweise wie in Frankreich "blockierte Listen" einführen, bei denen die Parteien über die Reihenfolge entschieden, sowie das "Panaschieren" abschaffen. Es sollte jedoch weiterhin der Bürger entscheiden können. Astrid Lulling gab dagegen zu bedenken, dass beim Panaschieren weniger die Kompetenz denn der Bekanntheitsgrad eines Kandidaten zähle.

Die Interventionen des Publikums zeigten dann allerdings, wo bei den Frauen vor allem der Schuh drückt: bei den Pensionsrechten und der seit dreißig Jahren ungelösten Frage des Pensionssplittings, die die Emotionen immer wieder hochkochen lässt.

du

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